Im Januar dieses Jahres vereinbarte ich mit meiner Kollegin ein für M und mich hundefreies Wochenende. Da die beiden selbst gern einen Hund hätten, derzeit aber der nötige Platz fehlt, leihen sie sich ab und an gern mal unseren aus. Wir einigten uns schnell auf Ende Juni und freuten uns, dass Prinzi die paar Tage so gut aufgehoben sein würde.
Obwohl das Wochenende immer näher rückte, hatten M und ich weder einen Plan, wohin wir überhaupt fahren, was wir besichtigen und erleben wollten – es sollte definitiv etwas sein, das nur schwer mit Hund möglich gewesen wäre -, noch entsprechende Unterkünfte herausgesucht. Einzig das Wetter wurde sehr sonnig und warm sowie regenfrei vorhergesagt. Von mehreren Seiten wurde uns die Mosel wärmstens empfohlen. Diesen Vorschlag nahmen wir dankend an und einigten uns schnell auf die Orte Cochem und Zell im Landkreis Cochem-Zell. Da ich innerlich unruhig wurde, buchten wir zwei Tage vor Beginn unserer kleinen Reise ein Hotel in Cochem, welches sich direkt in ruhiger Waldlage befindet.
Dank des wunderbaren Wetters konnte M sich einen Traum erfüllen: Wir fuhren mit dem weißen Trans Am Pontiac, Baujahr 1988, in das von Erfurt knapp vier Stunden entfernte Cochem. Überrascht waren wir, dass wir die Stadt mit nur einer Tankfüllung erreichten, hatten wir doch fest damit gerechnet, unterwegs nochmals volltanken zu müssen.
Wir kamen am Freitag um kurz nach halb acht in Cochem an und steuerten auf das Hotel im Wald zu. Schnell fanden wir heraus, dass unsere Unterkunft zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt lag. Da wir durch die Arbeit und die Autofahrt jedoch schon den ganzen Tag gesessen hatten, waren wir erfreut, uns endlich die Beine vertreten zu können.
In einem gemütlichen kleinen Restaurant mit fantastischem Ausblick auf die Mosel und die Weinberge aßen wir Flammkuchen bzw. Kartoffelrösti mit Gemüse. Auf einem der Weinberge auf der anderen Uferseite wurde an diesem Wochenende ein Weinlagenfest veranstaltet. Da es erst kurz nach um neun war, machten M und ich uns natürlich auf den Weg dorthin und genossen bei einem Glas Mosel-Rotling unsere ersten Eindrücke von der wunderschönen Stadt mit Blick auf die abends beleuchtete Reichsburg. Gegen Mitternacht verließen wir das in ruhiger Umgebung gelegene Weinlagenfest und traten zu Fuß den Rückweg zum Hotel an.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Sesselbahn zum Pinnerkreuz, von welchem man ebenfalls eine wunderbare Aussicht auf ganz Cochem genießen kann. Auf gleicher Höhe befindet sich auch ein Restaurant sowie ein Vergnügungspark, der von unserem Standort aus knapp 1,5 Kilometer entfernt lag. Leider hatten wir für letzteres keine Zeit. Wir ließen uns auf der Sesselbahn fotografieren und hoffen, dass die Bilder uns eines Tages nach Ende der Poststreiks zu Hause erreichen werden. Zudem sind wir auf unsere Gesichter gespannt, ließ die Technik es ja noch nicht mal zu, sich das Foto vorher anzusehen 😉
Um die Mittagszeit fuhren wir in das circa vierzig Kilometer entfernte Zell. Eine Unterkunft hatten wir noch nicht gebucht, weshalb wir auf der Suche nach einem Parkplatz Ausschau nach freien Zimmern hielten. Beim Schloss Zell fragten wir schließlich nach einer Unterkunft für die Nacht. Uns wurden prompt zwei Schlüssel in die Hand gedrückt und wir durften das Zimmer auswählen, welches uns am besten gefiel. Wir entschieden uns für ein Zimmer im Dachgeschoss. Als wir kurze Zeit darauf ein paar Postkarten kauften, fanden wir heraus, dass das Schloss Zell täglich von mehreren Touristen besucht wird und ein kleines Wahrzeichen der Stadt ist 😮
Am Nachmittag wanderten wir auf dem Collie-Rundweg mit Steilpfad. Insgesamt mussten zwei Kletterpassagen absolviert werden, wovon ich die erste trotz nicht vorhandener Kletterskills problemlos bewältigen konnte. Bei der zweiten hing ich gut fünf Minuten am Felsen fest, da mir das nötige Vertrauen in die Befestigungen fehlte. Die für mich problematische Stelle bestand nur aus Steigbügeln, einem eng am Felsen entlangführenden Seil sowie Stiften. Man musste sich also am Seil festhalten und Schritt für Schritt die Steilbügel wie eine Art Treppe nach oben laufen. Unbehaglich war mir deshalb, da ich mich aufgrund des Seils nicht mehr eng am Felsen befinden, sondern mehr oder weniger in der Luft hängen würde. Es dauerte ein Weilchen, bis ich mir wirklich sicher war, dass die Befestigungen mein Gewicht aushielten. Armer M! 😉
Wie durch Zufall fand an diesem Wochenende auch in Zell ein Weinfest statt. Es erfüllte die gesamte Innenstadt mit Leben und bot für die Kinder und Jugendlichen zudem noch einen kleinen Rummel. Von der Atmosphäre her konnte dieses Fest mit dem in Cochem absolut nicht verglichen werden. In Zell war es unangenehm laut und die Leute benahmen sich größtenteils auch daneben. Wir tranken ein Glas Mosel-Rotwein und ließen den Abend entspannt im schlosseigenen Restaurant ausklingen. Obwohl es noch vor Mitternacht war, räumten die beiden Kellner plötzlich alles zusammen und verließen gemeinsam mit dem Hotelier das Schloss – vermutlich steuerten sie das Weinfest an 😉
Bevor wir am Sonntag wieder von Zell nach Cochem fuhren, hielten wir noch im Weinladen des Winzers Theo Engel, um ein paar Rotwein- und Weißweinflaschen zu erstehen. In Cochem angekommen, fuhren wir auf den Weinberg, auf welchem das Weinlagenfest veranstaltet wurde, und kauften noch eine Flasche des leckeren Mosel-Rotlings. Unbedingt teilnehmen wollten wir an einer Führung auf und in der Reichsburg. Diese dauerte nur vierzig Minuten, war jedoch sehr interessant aufgebaut und ist absolut weiterzuempfehlen. Anschließend fuhren wir noch eine Stunde auf der „Stadt Bonn“ auf der Mosel entlang und konnten nochmals die Schönheit der Reichsburg sowie benachbarte Orte bewundern.
Mittlerweile war es Nachmittag und wir entschieden uns, in Richtung Koblenz aufzubrechen, dort beim Italiener zu Abend zu essen und dann die Fahrt nach Hause anzutreten. Nach unserer Ankunft in Erfurt holten wir unser liebes Hundi bei meiner Kollegin und ihrem Mann ab, hielten noch ein kleines Schwätzchen und machten uns zu dritt auf den Heimweg.
Dieses in Unterkünften und Aktivitäten spontan und flexibel gestaltete Wochenende an der Mosel war sehr entspannend. Das Wetter war jeden Tag ausgezeichnet und die Leute super freundlich. Es kam uns beiden so vor, als wären wir eine Woche fort gewesen und nicht nur ein paar Tage.