Seit Anfang der Woche freuen M und ich uns auf das Wochenende, denn wir planten eine erste größere Radtour seit zwei Jahren. Ms Mama war so lieb und sagte zu, sich in den Stunden unserer Abwesenheit um Prinzi zu kümmern. L nahmen wir mit.
Erst gestern suchte M eine geeignete Strecke für uns heraus und entschied sich für den Saaleradweg. Geplant war, mit dem Zug nach Jena-West zu fahren und im knapp fünfzig Kilometer entfernten Naumburg in den Zug zurück nach Erfurt zu springen. Etwas Sorgen bereitete mir die Wettervorhersage mit leichtem Regen und Gewitter.
Heute wachten wir kurz nach halb acht auf. L war immer noch etwas warm, hatte aber kein Fieber. (Gestern vor dem Einschlafen und in der Nacht wurde sie merklich wärmer.) Allerdings regnete es aus Eimern und in der Ferne hörten wir es donnern. Unsere Motivation geriet ins Wanken und wir überlegten uns beim Frühstück bereits mögliche Alternativen.
M brachte Prinzi erst mal zu seiner Mama. Ich räumte derweil die Wohnung auf. Kurz nach zehn rief M an und fragte, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, dass wir den 10:52 Uhr-Zug nach Jena erwischen. In Windeseile packte ich die Fahrradtasche – zum Glück hatte ich bereits gestern eine Packliste geschrieben. M, der kurz nach seinem Anruf eintrudelte, machte die Fahrräder startklar. L hatte auch wieder Normaltemperatur.
Halb elf fuhren wir los in Richtung des zweieinhalb Kilometer entfernten Erfurter Hauptbahnhofs. Dort angekommen, kaufte M zwei Minuten vor Abfahrt des Zuges die Fahrkarten am Automaten, während ich mit L zum Gleis gehen sollte. Leider funktionierte das nicht, denn Fahrrad nebst Kinderwagen sind auf der Rolltreppe nicht gestattet. Um den schmalen Aufzug benutzen zu können, hätte der Kinderwagen erst vom Fahrrad abgekoppelt werden müssen. Der Zug fuhr ohne uns nach Jena. Glücklicherweise fuhr keine zehn Minuten später ein weiterer Zug in diese Richtung.
L fand ihre erste Zugfahrt super spannend. Sie schaute aus dem Fenster und lief später mit M herum. Es war zum Glück nicht voll. Das Umsteigen in Weimar funktionierte ebenfalls problemlos.
Viertel vor zwölf kamen wir am Bahnhof Jena-West an. M montierte den Fahrradträger an sein Rennrad, eine Katze wich in dieser Zeit nicht von unserer Seite und L mümmelte in ihrem Kinderwagen zufrieden an ein paar Keksen <3
Um zwölf ging unsere Tour los. Wir fuhren zum Bahnhof Jena-Paradies, der direkt am Fluss gelegen ist und gelangten so auf den Saaleradweg Richtung Naumburg. Nachdem M endlich zu meckern aufgehört hatte (aufgrund der verwirrenden Wettervorhersagen waren wir gekleidet wie im Herbst), genoss ich das wunderbare Wetter (von wegen Regen und Gewitter), die tollen Aussichten und erlebte wieder das Gefühl von Freiheit und Abenteuer, das mich bereits vor zwei Jahren auf unserer Radtour von Dresden nach Prag begleitete. L schlief irgendwann in ihrem Kinderwagen ein. Sehr gefallen hat mir die kleine Stadt Dornburg an der Saale <3
Drei Kilometer vor Camburg machten wir eine Pause. Wir aßen Pommes, setzten uns an die Saale und genossen unseren Aufenthalt. L hätte am liebsten im Wasser gebadet.
Viertel nach zwei fuhren wir weiter. Wir kamen nach wenigen Kilometern am Freibad in Camburg vorbei, dass uns aufgrund seiner Angebote für Kleinkinder sehr gut gefiel. Vielleicht schauen wir eines Tages mit L hier vorbei 🙂 Bei Stöben fuhren wir eineinhalb Kilometer in die falsche Richtung. Beim Wenden stürzte M, fiel auf seinen rechten Arm und das Rennrad landete auf ihm. Die nächsten Minuten war seine gute Laune dahin. Ich hoffe, dass er heute Abend oder morgen nicht weitere Folgen des Sturzes spürt.
Einen Kilometer vor Bad Kösen steuerten wir einen Biergarten an, bestellten uns Getränke und Eis und winkten vorbeifahrenden Schlauchboot-Crews zu 😉 Es war bereits halb vier und wir entschieden uns, um 17:12 Uhr den Zug zurück nach Hause zu nehmen. Bis Naumburg sind wir heute also nicht geradelt.
Halb fünf trafen wir am Bahnhof in Bad Kösen ein. M kaufte unsere Zugtickets und stellte dabei fest, dass seine Hauptgeldkarte fehlte. Er hatte diese am Automaten in
Erfurt stecken lassen 🙁 Wir besuchten den angrenzenden Kurpark, planschten mit den Füßen im Wasser, montierten den Fahrradträger wieder an mein Fahrrad und brachen 17:08 Uhr zum Bahnhof auf.
Laut Auskunft sollte der Zug drei Minuten Verspätung haben. Dummerweise haben wir uns darauf verlassen. Zehn nach um fünf fuhr der Zug ein und M hatte gerade erst sein Rennrad durch die Unterführung gebracht. Wie es in solchen Momenten bei uns immer ist, hat sich die Koppelung verschoben, weshalb wir den Kinderwagen nicht von meinem Fahrrad lösen konnten. Hektisch trug M mein Fahrrad, ich den dranhängenden Kinderwagen treppab. Treppauf gestaltete sich jedoch äußerst schwierig. Zum Glück half uns ein Mann, in dem er mir beim Tragen des Kinderwagens behilflich war. Dieser Mann war unsere Rettung. Mit Ach und Krach schafften wir es in den Zug.
Die Fahrt ging zügig vorüber. L konnten wir mit einem Buch, einer Puppe, den Fahrgästen und etwas herumlaufen beschäftigen. Kurz vor sechs kamen wir am Hauptbahnhof in Erfurt an. Wir trafen S mit ihrer Tochter R, plauderten kurz und verabschiedeten uns, als wir Ms Mama mit Prinz erblickten. M fragte an der Information, ob jemand seine Geldkarte abgegeben hatte, was verneint wurde.
Beim Italiener gegenüber vom Haupteingang tranken wir noch etwas. L bekam von Ms Mama eine selbstgenähte Puppe geschenkt. M ließ telefonisch seine Geldkarte sperren. Halb sieben holten M und ich uns beim Arkaden-Döner noch etwas zu essen und fuhren dann mit L und Prinzi nach Hause. L schlief ein.
Zu Hause gab es Abendbrot. L, die schon wieder erhöhte Temperatur hatte, bekam Kartoffelbrei mit Spinat zu essen und ging anschließend ins Bett.
Es war trotz der ein oder anderen hektischen Situation eine wunderbare Radtour. M und ich haben dreiundvierzig Kilometer zurückgelegt. Positiv aufgefallen ist uns die Hilfsbereitschaft zahlreicher Leute in unserem Alter. Das hat uns beide nicht nur überrascht, sondern auch sehr gefreut <3 Beim nächsten Mal nehmen wir jedoch beide Fahrradtaschen mit, damit wir Kleidung für jede Wetterlage mitnehmen können. In langen Hosen und gefütterten Schuhen soll bei über zwanzig Grad in der Sonne keiner mehr radeln müssen 😉